Nachruf Msgr. KR OStR Dr. Gerhard Wenda
Mit Gerhard Wenda hat das Piaristengymnasium eine große Lehrerpersönlichkeit verloren. Diejenigen aber, die ihn gekannt haben, haben einen Freund verloren.
Am 25. Mai 1925 in St. Pölten geboren, machte 1944 er die Kriegsmatura an der Knaben-Oberschule in Wr. Neustadt. Schon ein Jahr vorher wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Nach der Katastrophe des Krieges wählte er so wie sein Bruder und viele seiner Alterskollegen den Weg zum Priestertum. Er studierte in Innsbruck Theologie bei Karl Rahner, der ihn mit seinem Denken, mit seiner Mystik und als priesterliches Vorbild tief beeindruckte. Es faszinierte ihn, wie der analytische Denker und spätere Konzilstheologe hingebungsvoll beten konnte. 1949 wurde er im Dom zu St. Pölten von Bischof Memelauer zum Priester geweiht. Er erinnerte sich an die Worte des Bischofs, der damals sagte: Jeden von euch kann ich aber keine Pfarre versprechen. Das waren andere Zeiten.
Nach Kaplanjahren in Traunstein, Raabs und Amstetten kam er 1954 an die Pfarre Krems-St. Veit. Von 1956 an bis zu seiner Pensionierung 1986 unterrichtete er am Piaristengymnasium Religion. Als Bildungsberater war er mit den Sorgen der Jugendlichen bestens vertraut. Zahllose Schüler führte er zu Matura und wurde ihnen ein lebenslanger Freund.
Ein ehemaliger Schüler schrieb: Er war moralisch der Inbegriff der Toleranz und konnte auch die Achtung für Andersdenkende und Andersgläubige weitergeben. Uns den vielzitierten "Blick über den Tellerrand" zu vermittelt zu haben ist sein großes Verdienst und nicht nur ich werde ihm dafür immer dankbar sein! Den heute oft zitierten Ethikunterricht hatte er bereits von sich aus in den Religionsunterricht eingebaut und war damit seiner Zeit sicher um Längen voraus!
Als Anerkennung der großen Lehrerpersönlichkeit wurde ihm das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.
Die Schüler verliehen ihm schon viel früher eine Auszeichnung: Nur profilierte Lehrerpersönlichkeiten erhalten einen Spitznamen. Für uns war er der Uhu. Wahrscheinlich haben ihm nicht nur seine buschigen Augenbrauen, sondern auch seine Weisheit diesen Kosenamen eingebracht.
Viele ehemalige Schülerinnen und Schüler wählten ihn zu ihrem Trauungspriester und ließen ihre Kinder von ihm taufen. Und einige begleitete er auch auf ihrem letzten Weg. Aus einem tiefen Glauben an den liebenden Gott heraus war er von unerschütterlicher Lebensfreude erfüllt. Da dürfte er sich Don Boscos Lebensmotto zu eigen gemacht haben: Fröhlich sein, gutes Tun und die Spatzen pfeifen lassen.
Er fühlte sich zutiefst dem durch das Konzil formulierten neuen Kirchenbild verpflichtet. Er war ein undogmatischer, liebenswürdiger Priester, eben „unser Mann Gottes“, wie es einer seiner Schüler LSI Fritz Lošek in einer Laudatio einmal formulierte. Immer war der suchende und fragende Mensch der Mittelpunkt seines Wirkens als Seelsorger. Nichts Menschliches war ihm fremd, wie es bei Terenz heißt: Homo sum, humani nil a me alienum puto. Stets hatte er Verständnis für die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen. Der moralisierend erhobene Zeigefinger war ihm fremd. Getreu dem Wort Jesu: richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.
Seine umfassende Kenntnis der Strömungen der Geistesgeschichte, der Theologie, der Philosophie und der Literatur, sein Wissen und Ahnen um die existentiellen Nöte der Menschen machten ihn zu einem Gesprächspartner, den man immer beschenkt und zugleich nachdenklich verließ.
Seine Freizeit verbrachte er so oft es ging in den geliebten Bergen oder er widmete sich als begeisterter Musiker dem Klavier, dem Akkordeon oder der Orgel. Und wie freute er sich, als er im Alter nach dem Abklingen krankheitsbedingter Schmerzen wieder in die Tasten greifen konnte!
Solange es ging, war er bei Feiern in der Schule oder bei Maturajubiläen immer anwesend und gern gesehener Gast. In den letzten Jahren ließ das seine angegriffene Gesundheit leider immer öfter nicht mehr zu. Trotzdem hörte man von ihm nie ein Wort der Klage oder der Verzagtheit. Seinen Optimismus, seine Fröhlichkeit, seinen Lebensmut, der über unsere irdische Begrenztheit hinauswies, hat er bis zuletzt nie verloren.
Das Piaristengymnasium verliert mit Gerhard Wenda eine vorbildliche Lehrerpersönlichkeit. Wir, seine ehemaligen Schüler und Kollegen, sind ihm zu tiefstem Dank verpflichtet. Möge ihm die Barmherzigkeit Gottes, an die er immer von ganzem Herzen geglaubt hat, zuteil werden!
Johann Sohm