HR Dr. Hubert Unfried zum Gedenken
Nachruf auf einen großen Schulmann
Am 21. Februar 2016 starb HR Dr. Hubert Unfried nach kurzer schwerer Krankheit. Mehr als 23 Jahre war er Professor am Piaristengymnasium. Als Sohn Hollenburger Weinhauer wurde er am 20. November 1927 in Traismauer geboren.
Nach einem kurzen Einsatz als Flak-Helfer und beim Reichsarbeitsdienst in Polen als Siebzehnjähriger im Herbst 1944 – Er wurde zu den Fahnen geeilt, wie er sich ironisch distanziert ausdrückte – kehrte er bald schwer krank in die Heimat zurück. Er besuchte das Realgymnasium in der Josefstraße in St. Pölten, wo er 1946 mit Auszeichnung maturierte. In der Folge studierte an der Universität Wien Mathematik und Physik und schloss sein Studium bereits nach acht Semestern mit sehr gutem Erfolg bei der Lehramtsprüfung und mit dem Doktorat ab. Sein Probejahr absolvierte er an der damaligen Realschule an der Ringstraße in Krems.
Mit 1. November 1951 wechselte er in das Gymnasium in der Piaristengasse. Hier unterrichtete er Mathematik, Physik, aber auch Chemie und Darstellende Geometrie. Dr. Unfried war ein hervorragender Lehrer und Methodiker. Er entsprach dem Ideal eines Lehrers, wie es Adalbert Stifter im „Nachsommer“ formulierte: „Um Lehrer zu sein, genügt es etwas zu wissen. Um Erzieher zu sein, muss man auch jemand sein.“ Beiden Ansprüchen wurde er in hohem Maße gerecht. Er verstand es, mit seinem trockenen Humor einen interessanten Unterricht zu gestalten. Seine hohe fachliche Kompetenz und sein methodisches Geschick befähigten ihn, einen qualitätvollen, heute zu Unrecht in Misskredit geratenen Frontalunterricht zu halten. Seine mit Bonmots gewürzte Art zu unterrichten sicherte ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Schüler. Fehl- oder Minderleistungen seiner Schützlinge pflegte er unaufgeregt, ohne zu moralisieren oder gar zu verurteilen, zu kommentieren. Zum Beispiel, wenn ein Schüler keine Hausübung hatte: „Erzähl mir keine Geschichten von der Großmutter und von der Feuerwehr. Wie drückt man den Sachverhalt schlicht in vier Worten aus? Sag: Ich habe keine Hausübung.“ Als Lehrer mit Profil wurde er von seinen Schülern mit einem Spitznamen geadelt.
Er war uns Vorbild und vor allem auch nach der Matura väterlicher Freund. Entsprechend groß war die Betroffenheit unter seinen ehemaligen Schülerinnen und Schülern: Einige Zitate von Rückmeldungen:
Er war, so glaube ich aus meiner persönlichen Erfahrung beurteilen zu dürfen, ein großer Schulmann und hervorragender Pädagoge. Wir alle verdanken ihm durch seine besonnene und menschlich wie erzieherisch profunde Führung während eines wesentlichen Lebensabschnittes sehr viel.
Er war einer von denen, die meinen Weg geprägt haben, streng und immer korrekt.
Einer meiner liebsten Lehrer. Seine grenzenlose Geduld mit uns Rangen, seine Heiterkeit, Liebenswürdigkeit und sein pädagogisches Geschick haben uns für ihn eingenommen.
In seiner Freizeit unternahm er zahlreiche Touren in den Alpen, wobei er im damaligen Lehrkörper am Piaristengymnasium mit Ernst Wallner, Gerhard Wenda, Franz Schlichtinger und später auch mit Sepp Krims begeisterte Bergfreunde fand. Lange Jahre war er Tourenführer in der Kremser Sektion des Alpenvereins. Wandertage führten mit Hubert Unfried immer irgendwo hin in die Voralpen: Göller, Reisalpe, Ötscher usw. Wenn man ihn acht Jahre als Klassenvorstand gehabt hatte, kannte man die Wachau und die NÖ Alpen! Das wirkte in uns so prägend nach, dass wir zum zehnten und zum fünfzehnten Maturajubiläum noch jeweils eine Bergtour mit ihm gemacht haben. Und zum 20. Maturajubiläum wünschten wir uns sogar noch eine Mathematikstunde mit ihm in unserer ehemaligen Klasse!
Ständige Fortbildung war Hubert Unfried zeitlebens ein großes Anliegen. Bereits 1971, lange bevor der Computer Einzug in das Schulleben fand, belegte er einen „EDV- und Fernsehlehrgang“, wie man das damals nannte, „Einführung in die elektronische Datenverarbeitung.“ Er war auch der Pionier des EDV-Unterrichts in unserer Schule, indem er einen entsprechenden Schulversuch initiierte. Einige seiner Schüler haben bei der Mathematische Olympiade erste Plätze bei Landes- und Bundeswettbewerben belegt. Univ.-Prof. Dr. Josef Hofbauer, einer der damaligen Bundessieger, schreibt auf seiner Homepage: „My mathematics teacher Dr. Hubert Unfried at the Piaristengymnasium in Krems an der Donau nurtured my interest in mathematics, in particular by guiding me to Mathematical Olympiads.“
Neben seiner Lehrverpflichtung in der Piaristengasse unterrichtete er auch von ihrer Gründung an Mathematik an der Pädagogischen Akademie in Krems. Ab 1968 war Hubert Unfried Mitglied der Prüfungskommission für das Lehramt an höheren Schulen und ab 1971 Mitglied der Projektgruppe Mathematik beim Unterrichtsministerium. Er war Mitautor zahlreicher Lehrbücher für den Mathematik- und den EDV-Unterricht. Sein fachliches Wissen machte ihn auch zu einem gefragten Vortragenden in der Lehrerfortbildung und in der Arbeitsgemeinschaft der Mathematikprofessoren.
Aufgrund seiner fachlichen und pädagogischen Fähigkeiten wurde Dr. Unfried mit 1. Jänner 1975 zum Direktor des damaligen BG/wikuRG für Mädchen an der Rechten Kremszeile ernannt, das er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1989 leitete. Er öffnete die Schule für Burschen, veranlasste den Bau eines Schwimmbades, führte Informatik als Pflichtfach ein und vieles andere mehr. Der Dienstgeber ehrte ihn mit der Verleihung des Berufstitels Hofrat im Schuljahr 1981/82 und mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Unser Mitgefühl gilt in seiner Gattin Anna und seinen Kindern Dietlinde und Roland mit ihren Familien. Am Friedhof in Hollenburg nahmen wir Abschied von einer ganz großen Lehrerpersönlichkeit. Seine ehemaligen Schüler sowie seine Kollegen und Freunde werden ihm stets ein ehrendes und wertschätzendes Andenken bewahren.
Johann Sohm